Das bekannteste Wahrzeichen der St. Michaelskirche, weit über die oberfränkischen
Grenzen hinaus und von höchster Bedeutung, ist der spätgotische Flügelaltar von 1503.
Die Jahreszahl ist an der rechten Seite des Schreins eingeschnitten und durch die
Feststellung, dass die Bildträger nach ihrem Einbau in den Schrein grundiert worden
sind, für die Malerei und das Schnitzwerk verbindlich. Auf der Rückseite des Altars
finden wir die berühmten Tafelbilder, auf den Seitenflügeln die Vierzehn Nothelfer
und im Mittelteil Christus als Schmerzensmann. Die Bilder stammen alle von Matthias
Grünewald, eigentlich: Mathis Gothardt Nithard, einem Zeitgenossen Albrecht Dürers.
Matthias Grünewald wurde um 1470 in Würzburg geboren und verstarb am 31.08.1528 in
Halle in Sachsen-Anhalt. Die Statuen des Altars stammen aus der Werkstatt von Michael
Wolgemut. Der Altar befand sich ursprünglich in der Kirche von Bindlach.
Nachdem für diese Kirche ein neuer Altar angefertigt worden war, wurde der Grünewald-Altar der Pfarrgemeinde Lindenhardt überlassen und dort am 19./20. August 1687 aufgerichtet. Der ursprüngliche Lindenhardter Altar fiel der großen Brandkatastrophe im Jahr 1684 zum Opfer und wurde völlig zerstört. Seine Berühmtheit erlangte der Altar jedoch erst im Jahre 1926.
Kein Geringerer als Karl Sitzmann erkannte die Bilder und stellte mittels eines Stilvergleiches fest, dass die Vierzehn Nothelfer von keinem anderen als Matthias Grünewald gemalt wurden. Diese Erkenntnis veröffentlichte er kurz danach in seinem von ihm verfassten Büchlein „Die Lindenhardter Tafelbilder - ein Frühwerk von Matthias Grünewald“ und machte so die Kunstwelt auf seine Entdeckung aufmerksam. In den Jahren von 1975 bis 1985 wurde der Altar im Landesamt für Denkmalpflege in München gründlich untersucht und mit den modernsten Mitteln restauriert. Während dieser Arbeiten ordnete eine inter-nationale Expertenrunde den Altar eindeutig Matthias Grünewald zu. Von ihm, der als einer der bedeutendsten deutschen Maler seiner Epoche gilt, sind nur gut zwei Dutzend Gemälde erhalten. Diese Tatsache steigert den kunsthistorischen Wert des Lindenhardter Altars um ein Vielfaches und zieht interessierte Besucher aus dem In- und Ausland an.