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Kirchengemeinde Lindenhardt

Erzengel St. Michael:

Im Himmel entbrannte ein Kampf, Michael und seine Engel erhoben sich, mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten, und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satanas heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen“.

So steht es sehr dramatisch im letzten Buch der Bibel, in der Offenba-
rung des Johannes geschrieben
. Auf Grund dieses Machterweises des Erzengels St. Michael wird er in der christlich-religiösen Tradition verehrt und sogar mit "Attributen der Göttlichkeit" versehen, um seine herausragende Stellung unter den sieben Erzengeln zu

unterstreichen. Michael der Gotteskrieger, der den Satan in die Hölle stürzt. So sagt es eine gängige Deutung seiner Persönlichkeit. Daraus ergab sich: Seit der siegreichen Schlacht auf den Lechfeld am 10. August 955 wird Michael zum Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches und später für ganz Deutschland erklärt.
Im apokryphen 1. Buch Henoch wird Michael als vierter der sieben Erzengel und Schutzpatron Israels genannt und als "barmherzig" und "langmütiq" beschrieben. Der Name des himmlischen Wesens Michael ist eindeutig jüdisch-hebräischer Herkunft und bedeutet wer ist wie Gott? In der jüdischen Tradition des Alten Testamentes taucht Michael öfters auf und wird auch näher bezeichnet in anschaulicher Darstellung. So etwa:  
-  im Engel, der den Menschen mit dem Flammenschwert die Rückkehr ins                 Paradies verwehrt
-  in einem der Engel, die nach Sodom gingen, um die Stadt zu vernichten
-  im Engel, der Isaak vor dem Opfertod bewahrt
-  im Engel
, der mit Jakob kämpfte
-  im Engel, der sich der Eselin des Bileam in den Weg stellte
-  im Engel der die drei Männer im Feuerofen bewahrte.
-  in der Darstellung der Johannesoffenbarung erfüllt Michael seine besondere          Aufgabe beim "jüngsten Gericht": seine Posaune erweckt die Toten aus den        Gräbern.
Im Christentum gilt Michael wie gesagt als Bezwinger des Teufels in der Form des Drachens, dessen letzte Worte "wer ist wie Gott" wörtlich "Michael" gewesen sein sollen, bevor Satanas stürzte.
Eine wichtige Rolle im Volksglauben nimmt Michael als Seelenwäger ein, der mit der Waage die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits begleitet und damit die Gnade oder Ungnade Gottes ausführt. Eine äußerst gewagte Vorstellung, die ich im Glauben an die Liebe Gottes so nicht teilen kann.
Das Judentum und das Christentum betrachten Michael als einen der hervorgehobenen vier Erzengel; die anderen sind Gabriel, Raphael und Uriel. Die Einordnung in die Hierarchie der Engel ist umstritten und wird sich nie ganz lösen lassen. Sie reicht vom ersten der Erzengel bis zum Führer der unteren Engelsscharen. Deswegen wird Michael von jeher zum Patron der Soldaten und Krieger erklärt.
Weiter gilt der "Heilige Michael" auch als "Heilkundiger", als himmlischer Arzt und Patron der Kranken,
Michaels Hauptheiligtum ist der Monte Sant' Angelo in Gargano (Apulien), wo er 493 erschienen sein soll. Bei all diesen Überlieferungen, Erklärungen und Darstellungen des Erzengels Michael, dürfen wir eines nicht vergessen. Alle Engel sind dienstbare Geister Gottes und trotz aller Hierarchie Gott selbst unmittelbar untertan. Darin liegt ihre Aufgabe: Gott demütig zu dienen! Darin liegt ihre Berechtigung und darin erfüllt sich ihr Dasein. Nach Jesaja 6 verhüllen die Engel ihr Angesicht und ihre Füße, um die
Herrlichkeit des gegenwärtigen Gottes überhaupt ertragen zu können
. "Gott ist gegenwärtig, dem die Cherubinen Tag und Nacht gebücket dienen", so hat es Gerhard Teerstegen gedichtet.
In der Welt zwischen den Welten, in Gottes Bereich zwischen Himmel und Erde, ist für mich die Wirklichkeit der Engel keine Frage: Sie zählen zu den "Guten Mächten" Gottes in denen wir "wunderbar geborgen" sind. So hat es Dietrich Bonhoeffer eindrücklich und einmalig schön uns hinterlassen. Gottes Engel sind Gottes Boten, die uns beschützen, bewahren und mancherlei Unheil von uns abwenden. Ich wage es sogar zu behaupten, auch wenn ich es nicht beweisen kann, daß jeder Mensch seinen persönlichen "Schutzengel" hat, und zwar aus dem Grund wie - Luther sagt - "damit der böse Feind keine Macht an uns finde"!

Anmerkung: Die Ausführungen wurden von Pfarrer i. R. Ulrich Bauer anlässlich der Michaelisvesper am 29.09.2012 verfasst. Das Bild, das Pfarrer Ulrich Bauer und seine Frau Dorina der Kirchengemeinde Lindenhardt schenkte, erhielt seinen Platz in der Lindenhardter Kirche. Die Idee zu dem Werk kam dem Maler Karl Ross in einem byzantinischen Museum.